Gästeberichte
Familie Brachwitz
Familie Gürel

Herr Brachwitz
berichtet über die Zeit seiner Frau im Hospiz
[…] Zum 1. Mai wurde dann Carola in dem infinitas von dem Team als Gast herzlich aufgenommen. […] Wir waren beide, da die Berührung mit einem Hospiz für uns Neuland war, etwas unsicher. Was passiert genau in einem Hospiz? Wann darf ich bei meiner Frau sein und kann ihr Beistehen? Werden ihr die Ängste genommen, in einer fremden Umgebung zu leben, fremde Menschen auch an ihre Privat- und Intimsphäre zu lassen, wie klappt die Versorgung und… und…. und…[…]
Den ganzen Bericht von Herrn Brachwitz lesen Sie hier.
Aufenthalt von Carola im infinitas vom 1. Mai bis zu ihrem Tod am 15. Juni 2024
Als meine Frau m Alter von 54 Jahren vor über vier Jahren ihre Diagnose bekam, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt war, brach für uns eine Welt zusammen. Wir konnten zwar zu Hause bleiben, benötigten aber massive Unterstützung des Palliativ Pflegedienstes der Diakonie aus Helstorf. Es konnte keine Prognose erstellt werden, so dass wir von Tag zu Tag lebten.
Unser Leben war seitdem von großer Sorge, Verzweiflung, Wut, Belastung und fast unerträglichen Schmerzen meiner Frau geprägt.
Carola klagte sehr oft:“ Womit habe ich das verdient? Ich habe niemandem etwas getan!“ Meine Frau war immer ein Herzens guter Mensch und liebenswürdige Frau….
Im April 2024 stürzte meine Frau schwer und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dort stellte sich heraus, dass sie nun nicht mehr, trotz Unterstützung durch den Pflegedienst, zu Hause bleiben konnte. Carola hatte Todesangst und war völlig verzweifelt. Sie konnte sich nicht vorstellen, irgendwo anders als zu Hause weiter zu leben. In der Vergangenheit hatte der Pflegedienst mit uns über eine etwaige Unterbringung in einem Hospiz gesprochen. Meine Frau stand dem Ansinnen sehr negativ entgegen, da sie im Grunde keine „fremden Menschen“ an sich heran lassen wollte. Außerdem stellte sich bei ihr ein Gefühl ein, abgeschoben zu werden.
Ich selbst war nach vier Jahren Versorgen meiner Frau mit den Nerven und der Kraft am Ende und hatte bereits eine Reha-Maßnahme für mich genehmigt bekommen. Ich hielt und halte von einem Hospiz sehr viel.
Zum 1. Mai wurde dann Carola in dem Infinitas von dem Team als Gast herzlich aufgenommen.
Wir waren beide, da die Berührung mit einem Hospiz für uns Neuland war, etwas unsicher. Was passiert genau in einem Hospiz? Wann darf ich bei meiner Frau sein und kann ihr Beistehen? Werden ihr die Ängste genommen, in einer fremden Umgebung zu leben, fremde Menschen auch an ihre Privat- und Intimsphäre zu lassen, wie klappt die Versorgung und… und…. und…
Carola wurde mit einem Krankentransport in s Infinitas gefahren und dort aufgenommen. Ich fuhr eine Stunde später hin und brachte ihre persönlichen Dinge mit. Als ich ankam, lag Carola bereits in ihrem schönen großen Einzelzimmer mit Terrasse und wurde von einer hilfsbereiten Schwester versorgt. Mein erster Eindruck war, als ich vor dem Hospiz parkte, dass es einen sehr gepflegten Eindruck machte und neu war. Mit Betreten stellte sich bei mir sofort das Gefühl der Geborgenheit ein. Als ich mit Carola und der Schwester sprach, die bei ihr am Bett saß, hatte ich ein zusätzliches Gefühl, dass dort eine sehr wertschätzende Atmosphäre herrscht.
Kurz danach kümmerte sich auch Herr Dr. Andresen am 1. Mai, immerhin Feiertag, um meine Frau. Ich war auch bei dem Gespräch dabei, was ich nicht vergessen werde, so sehr hatte Herr Dr. Andresen mich beeindruckt.
Er sagte meiner Frau zu, dass ihr dort zwar nicht mehr Tage zum Leben gegeben würden, aber das den Tagen mehr Leben gegeben würde. Auch meinte er, dass man(n) ihr dort „eine coole Zeit“ bereiten könne. Ebenfalls regte er an, die Zukunft als so fast so etwas wie „Wünsch dir was.“ zu sehen.
Ich nehme es mal vorweg: all das trat ein und das Team hatte fast Unvorstellbares geleistet.
Meine Frau erfuhr Linderung ihrer Schmerzen und Qualen durch die Medikamente, sie wurde hervorragend versorgt, immer hatte jemand ein offenes Ohr für sie und tröstende Worte. Immer war, wenn nötig, neben mir, ein sie umsorgender Mensch aus dem Team nah bei ihr an ihrer Seite.
Was für uns beiden sehr wichtig war: wir konnten uns nach vier Jahren wieder ganz anders begegnen. Viel entspannter und ich wieder als Ehemann und nicht nur als Versorger und Carola mir als Ehefrau. Dem Team Infinitas gelang es, uns durch ihre professionelle Begleitung eine sehr würdevolle Zeit zu ermöglichen. Dafür waren wir und bin ich sehr dankbar.
In den sechs Wochen, in denen Carola noch lebte, fuhr ich immer mit guten Gedanken zu ihr, auch wieder nach Hause und hatte in keiner Sekunde ein Störgefühl. Sie war von Anfang an in den allerbesten Händen und dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich durfte so oft ich wollt bei ihr im Einzelzimmer übernachten, wir durften zusammen, auch mit andern Gästen sowie deren Zu- und Angehörigen und dem Team zusammen essen, egal zu welcher Tageszeit.
Da ich sehr gerne Kaffee trinke, konnte ich mich auch im Hospiz mit einer Tasse Kaffee in die Wohnzimmer zurückziehen, meinen Gedanken und auch sehr häufig meinen Tränen freien Lauf lassen. Das tat mir sehr gut. Auch hatte das Team für mich immer ein offenes Ohr, tröstende Worte und Umarmungen, wenn ich nicht mehr konnte.
Als sich abzeichnete, dass Carola sterben würde, durfte ich die letzten Stunden mit ihr alleine in ihrem Zimmer verbringen. Ab und zu schaute jemand von dem Team herein, aber nicht um zu stören, sondern um zu schauen, ob Carola oder ich Hilfe benötigten. Das geschah sehr unaufdringlich und sehr empathisch.
Als dann Carola nicht mehr atmete, war sie sozusagen in meinen Armen gestorben. Ich hatte dann noch die Gelegenheit, alleine bei ihr zu sein, sie zu umarmen, zu küssen, ihr liebevolle Worte zu sagen und ihr meine Dankbarkeit zu zeigen. Ich habe Carola über alles geliebt.
Das war und ist für uns und mich unendlich wichtig, denn wir hatten 31 Jahre zusammen gelebt und uns geschworen, in guten wie in schlechten Tagen für einander da zu sein. Das hatten wir nun eingelöst. Mit Carola zusammen zu leben, war ein Geschenk.
Nach all den Jahren der Qual und der belastenden Situation habe ich für mich erkannt, dass Carola von ihrem Leiden erlöst wurde. Dies geschah in einem geschützten Raum in den allerbesten Händen. Ich bin nun mit dieser schweren Zeit versöhnt und kann versuchen, ihren Tod und die Belastungen zu verdauen. Für mich begann nun ein neuer Lebensabschnitt. Ich habe beschlossen, dass meine Zukunft auch gut verlaufen wird.
Auch nach ihrem Tod unterstütze mich das Team, etwa, dass ich an Nachmittag ihres Todes nochmal lange mit ihr alleine sein durfte, oder auch wie würdevoll das Team mit mir und dem Bestatter umgegangen ist. Das war sehr außergewöhnlich und zollt allen höchsten Respekt. Vielen Dank!
Ich bin glücklich, dass Carola ihre letzten sechs Wochen ihres Lebens im Infinitas mit dem Team verbringen durfte. Ich bin dem Team sehr dankbar, dass ich mit dem Leiden und Tod von Carola meinen Frieden schließen kann. Im anderen Fall würde ich eine Riesen große Bürde noch mein Lebtag mit mir herumtragen.
Was bleibt sonst noch?
Hospiz: das heißt für mich leben und nicht sterben. Als Angehöriger erfuhr ich eine große Hilfe und Entlastung. Ich denke, es ist für die Gäste wichtig, so früh wie nötig und möglich im Infinitas aufgenommen zu werden, damit allen die wichtige Unterstützung zu teil werden kann.
Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass das Team von infintas für uns da war und für mich immer noch ist.
Michael Brachwitz 24. November 2024
Familie Gürel
berichtet über die Zeit ihrer Eltern im Hospiz
[…] Am 19. August 2024 bezog mein Vater, Erhard Mende, sein Zimmer im Palliativzentrum Infinitas. Am 21. August folgte meine Mutter, Edith Mende, nach. Mein Mann und ich waren unglaublich glücklich darüber, die beiden in ihrer letzten Lebensphase wieder zusammengeführt zu haben. Schließlich hatten sie die vergangenen 62 Jahre ihres Lebens mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam verbracht. […]
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„Je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude“, diese Worte von Dietrich Bonhoeffer beschreiben meine Gefühlslage besser, als ich sie selbst hätte in Worte fassen können.
Am 19. August 2024 bezog mein Vater, Erhard Mende, sein Zimmer im Palliativzentrum Infinitas. Am 21. August folgte meine Mutter, Edith Mende, nach. Mein Mann und ich waren unglaublich glücklich darüber, die beiden in ihrer letzten Lebensphase wieder zusammengeführt zu haben. Schließlich hatten sie die vergangenen 62 Jahre ihres Lebens mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam verbracht.
Meine Mutter war bereits im vergangenen Jahr schwer ohne Heilungsaussicht erkrankt. Sie überstand alles so, dass sie mit Hilfe eines Pflegedienstes und meines Vaters im Anschluss an ihren Krankenhausaufenthalt zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung weiter betreut werden konnte. Doch im Sommer dieses Jahres musste sie aufgrund eines Infektes wiederum im Krankenhaus behandelt werden. Im Anschluss organisierten wie einen Kurzzeitpflegeaufenthalt in einem Pflegeheim. Der Plan war, sie so weit „fit“ zu machen, dass sie wieder zu Hause versorgt werden konnte, wie in den Monaten zuvor. Doch mein Vater war zusehends überfordert mit der Situation. Er wurde schwächer und schwächer, was wie sich alsbald im Krankenhaus herausstellte, die Folge einer sehr schweren unheilbaren Erkrankung war. Mit dieser Diagnose war uns als Familie klar, dass das Leben meiner beiden Eltern in naher Zukunft enden würde.
Diese Erkenntnis war Schock und Herausforderung zugleich. Die Diagnosen beider machten es ausgeschlossen, sie weiter zu Hause zu betreuen und wir mussten uns darüber klar werden, wie es weitergehen sollte. Eine Betreuung in einem Pflegeheim schien uns aufgrund der schweren Erkrankungen nicht geeignet. Das hatte auch der Kurzzeitpflegeaufenthalt meiner Mutter im Pflegeheim gezeigt. Personal wie allgemeinmedizinische Betreuung schienen heillos überfordert. Zu unserem großen Glück bekam mein Vater direkt im Anschluss an seinen Krankenhausaufenthalt einen Platz bei Infinitas und als auch seine Frau, meine Mutter, zwei Tage später in seinem Zimmer einzog, war er, waren wir alle sehr erleichtert darüber. Wir wussten, dass adäquate Pflege wie palliativmedizinische Versorgung nun kein Problem mehr waren.
Meine Eltern konnten eine Woche später dort ihren Hochzeitstag gemeinsam mit meinem Mann, mir, den anderen Bewohnern und den Mitarbeitern bei einem Frühstück feiern. Ich erinnere mich mit großer Dankbarkeit an diesen ganz besonderen Vormittag zurück. In der Woche darauf ist meine Mutter friedlich eingeschlafen. Mein Vater konnte loslassen und sich nun vollständig auf seine eigene letzte Lebensphase konzentrieren. Er hat diese Zeit, es mag jetzt vielleicht seltsam klingen, im Rahmen der ihm verbleibenden Möglichkeiten gut genutzt. Am 5. November ist er in unserem Beisein ebenfalls sehr friedlich gegangen. Uns erfüllt es mit tiefer Dankbarkeit, dass wir dabei sein durften. Von beiden Eltern konnten wir uns ohne Hektik und Eile verabschieden. Es war ruhig, es war friedlich, es war würdig, es war ein für die Seele notwendiger Abschluss.
Wir haben uns von Anfang an sehr gut aufgehoben gefühlt im Infinitas Palliativzentrum. Wir sind jeden Tag gerne vorbeigekommen. Meine Eltern konnten ihr gutes und vollendetes Leben an einem guten Ort beschließen, mein Vater durfte ein Alter von 86 Jahre erreichen, meine Mutter wurde 87 Jahre alt. Daher möchten wir dem Infinitas-Team von Herzen unseren tiefen Dank aussprechen.
Kent Gürel
Petra Mende-Gürel
